Gibt es bestimmte Risikofaktoren, die Rückenschmerzen auslösen und fördern können?

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Dr. Ralf Hempelmann:

Wir reden von dem chronischen Rückenschmerz, der nicht tumor-, entzündungs,- oder osteoporosebedingt ist, da gibt es über die letzten Jahrzehnte sehr viel Studien drüber, schlechtere und auch bessere. Viele habe ich gelesen und letzten Endes muss man sagen, dass die Ergebnisse enttäuschend sind oder eben auch nicht, je nach dem von welchem Standpunkt man dies betrachtet.

Das woran man so denkt, dass Übergewicht, die zu vielen Pfunde, die man mit sich rumträgt, Rückenschmerzen auslösen, macht eigentlich relativ wenig aus. Sehr viele Studien zeigen da keine positiven Ergebnisse und das Übergewicht wird sicherlich überbewertet. Wenn es überhaupt zu bewerten ist. Andere Dinge genauso, ob ich zu viel oder zu wenig Sport treibe, ob ich bei der Arbeit viel gehe, sitze oder stehe, das alles hat untergeordnete Bedeutung, wenn überhaupt. Es gibt darüber wenig positive Ergebnisse. Ich denke das kann man beiseite legen. Auch harte oder weiche Matratzen, welches Auto ich fahre, ob ich Stöckelschuhe trage oder nicht, ist alles untersucht worden und zeigt keine besonderen, signifikanten Ergebnisse.

Bei den Bandscheibenvorfällen spielt auch immer die Genetik eine Rolle, aber diese kann man gar nicht verändern und spielt daher therapeutisch keine große Rolle. Man kann etwas Gutes für sich tun. Viele Studien bestätigen, dass Rauchen ein Risikofaktor ist. Man kann also das Rauchen vermindern oder aufhören. Eine wichtige Rolle spielt auf jeden Fall die Seele. Gerade bei chronischen Rückenschmerzen. Depressive Patienten neigen mehr zu Rückenschmerzen. Interessanterweise zeigen auch einige Studien Patienten, die schon früh im Leben immer wieder Rückenschmerzen hatten, dies auch ein gewisser Risikofaktor für spätere chronische Rückenschmerzen ist. Hinzu kommt die Art und Weise, wie ich mit Schmerzen umgehe, ob ich z.B. Katastrophisiere, ich habe Rückenschmerzen, dann geht die ganze Welt unter. Bei einem richtig akutem Hexenschuss kann man das auch so empfinden, jedoch wenn ich das immer wieder Katastrophisiere, dann neige ich auch mehr zu Rückenschmerzen.

Oder ob ich wenig Selbstbewusstsein habe und denke, das passiert ja auch immer mir, ich kann das alles nicht und dann auch noch mein Rücken. Schuldzuweisungen wie z.B. bei dem Krankengymnasten musste ich die Brücke machen und seitdem sind die Rückenschmerzen nicht mehr weggegangen. Das sind gewisse Faktoren, die Rückenschmerzen mit chronifizieren können. Probleme am Arbeitsplatz, mehr psychischer als physischer Natur, also eher seelische als körperliche Probleme.

Letzten Endes nicht zu vergessen, was viele Menschen auch nicht wollen und auch nicht merken und auch nichts dafür können, ist der sekundäre Krankheitsgewinn, den es auch mal gibt. Sei es der Arbeitsplatz, Rentengesuch, schwierige familiäre Verhältnisse und es geht einem besser, wenn man Rückenschmerzen hat. Das mag keine Absicht sein, ist jedoch auch ein Risikofaktor.
Der wesentlichste Risikofaktor für Rückenschmerzen ist die Seele und insofern auch mit zu behandeln bei chronischen Schmerzen.