Spinalstenose – Was ist das und welche Therapiemöglichkeiten gibt es? (Dr. Ralf Hempelmann)

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Dr. Ralf Hempelmann:

„ Stenos“ heißt „eng“, eine Stenose ist eine Verengung und „Spinal“ ist alles, was zur Wirbelsäule gehörig ist. Eine Spinalstenose ist eine Wirbelkanaleinengung. Durch den Wirbelkanal zieht an der Halswirbelsäule und der Brustwirbelsäule das Rückenmark und an der Lendenwirbelsäule eben in Verlängerung des Rückenmarks, noch von Rückenmarkhaut umgeben, die weiterziehenden Nervenwurzeln, die dann zwischen den einzelnen Nerven durch die Nervenaustrittskanäle, nennen wir Foramina, hinausziehen und sich zu den großen Nerven, wie den Ischiasnerv, verbinden.
Wenn der Wirbelkanal eingegengt ist, dann bedrengt er in der Lendenwirbelsäule die Nerven, in der Halswirbelsäule das Rückenmark.
Eine Spinalkanalstenose ist eine typische Erkrankung des älteren Menschen, jüngere Menschen haben sowas nicht, die haben eher die frischen Bandscheibenvorfälle. Wenn die Bandscheibe im Laufe des Lebens mehr und mehr degeneriert, wird sie schmaler und die Belastung der Bandscheibe und des Knochens und vor allem der Wirbelgelenke hinten ist eine veränderte. Die Wirbelgelenke sind stärker belastet und auf all diese Belastung reagieren sowohl die Wirbelkörper als auch die Wirbelgelenke mit Strukturveränderung. Der Knochen verändert sich, es gibt sogenannte Knochenappostion, Knochenverdickungen oder Knochenanlagerungen an den Wirbelgelenken und Wirbelkörpern und die sind dann entweder nach außen, die Wirbelgelenke können sich ganz stark nach außen vom Wirbelkanal verengen oder auch zum Wirbelkanal hin. Da wird es interessant. Alles was der Körper auf eine gewisse Segmentinstabilität als Reaktion aufbaut, indem er die Knochen verdickt und die Wirbelgelenke stärker und dicker macht, das hat den Preis der Verengung des Wirbelkanals. Und irgendwann führt das dann dazu, dass die Nerven kompremiert/eingeengt und bedrengt werden. Wenn das in der Lendenwirbelsäuler der Fall ist, dann gibt es da eine typische Erkrankung, die viele ältere Menschen betrifft und die nennen wir die „ claudikatio spinalis“, das wirbelsäulenbedingte Hinken. Die Patienten gehen ein paar Schritte und dann merken sie Schmerzen im Rücken, die in die Beine austrahlen und wenn es schlimmer wird gibt es bestimmte Taubheitsgefühle in den Beinen oder sogar gewisse Schwächegefühle in den Beinen. Das kann einseitig oder beidseitig sein, jedoch häufig seitenbetont. Dann bleiben sie stehen, erholen sich und bücken sich nach vorne, weil dann der Wirbelkanal etwas weiter wird und dann können sie wieder weiter gehen. Typischerweise können solche Patienten lange Strecken Fahrradfahren, weil da die Wirbelsäule nach vorne gebeugt ist und der Wirbelkanal nicht so eng.
Das ist die Wirbelkanalstenose und die kann man auch entsprechend behandeln.
Bei der Halswirbelsäule hat es eine ähnliche Ursache, da kann die Erkrankung noch dramatischer sein, weil dann das Rückenmark eingeengt ist. Dann bekommt man die Symptome einer inkompletten, also sehr unvollständigen Querschnittlähmung oder Querschnittsymptome. Die Patienten können Schmerzen in den Händen und Fingern haben, auch Brennschmerzen oder auch Koordinationsstörungen und Lähmungen in den Händen aber eben auch Schmerzen in den Beinen, Gehstörungen sind ganz typisch, Gangunsicherheiten. Auch eine beginnende Spastik in den Beinen, das kann man an den Reflexen bei der Untersuchung feststellen. Das sollte man dann operativ behandeln. Hier würde ich nicht mehr für die konservative Therapie plädieren. Das ist eine klare Operationsindikation.
Die konservative Therapie der Wirbelkanalstenose, sprich Einengung in diesem Fall der Lendenwirbelsäule ist zunächst ähnlich wie Rücken-, und bandscheibenbedingten Rückenschmerzen, ist die Krankengymnastik, Bewegungstherapie und auch die rumpfmuskulaturaufbauende Therapie und natürlich auch die Schmerztherapie mit Medikamenten, Antiphlogistika wie Ibuprofen, Diklofenac oder Analgetika wie Paracetamol.
Darüber hinaus kann man auch noch lokale Schmerzspritzen an die Nervenwurzeln geben. Man muss wissen, dass das den Wirbelkanal in keiner Weise erweitert, denn der ist durch verdickte Bänder und Knochen eingeengt. Das heißt die konservative Therapie kann bei einigen Patienten eine gewisse Zeit helfen, viele Patienten werden jedoch operiert werden müssen.
Es hat sich in großen Studien gezeigt, dass die operative Therapie der Wirbelkanalstenose der Lendenwirbelsäule der konservativen Therapie nicht nur kurzfristig sondern auch auf Dauer überlegen ist….