Welchen Einfluss hat ein künstliches Hüftgelenk auf mein Gehverhalten? (Prof.Dr.Thorsten Gehrke)

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Prof.Dr.Thorsten Gehrke:

Welchen Einfluss hat ein künstliches Hüftgelenk auf mein Gehverhalten?

Das ist eine relativ schwierige Frage. Hat das künstliche Hüftgelenk Einfluss auf das Gehverhalten. Das hängt von ganz unterschiedlichen Faktoren ab. Grundsätzlich muss man sagen, ein künstliches Hüftgelenk ist etwas künstliches und etwas unnatürliches, d.h. man verändert etwas und man verändert ganz sicher auch das Muskelspiel zueinander der hüftumgebenen Muskulatur. Wie ausgeprägt diese Veränderung ist, das liegt wahrscheinlich an der Kunst des Operateurs. Der versierte Operateur, der ein künstliches Gelenk einsetzt, ohne viele wichtige Strukturen, die das Hüftgelenk
umgeben,bewegen ,schützen zu zerstören, der wird in aller Regel mit seinem künstlichen Hüftgelenk wieder ein annähernd normales Gehverhalten erzeugen.
Insgesamt hängt auch dieses Gehverhalten ganz sicher vom Zugang zu diesem Hüftgelenk ab. Wie gehen wir in das Gelenk hinein? Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, wenn das das Hüftgelenk ist, dann kann man einmal von Hinten an das Gelenk heran gehen, man kann von Vorne an das Gelenk heran gehen, man kann dann ganz weit Vorne an das Gelenk heran gehen. All diese unterschiedlichen Zugänge haben Vor- und Nachteile. Es gibt aber auch Zugänge, die eher für das Gehverhalten z.B. eher mehr Nachteile haben, dazu zählt z.B. ein Zugang, den man früher häufiger , heute nicht mehr so, verwendet hat, der durch einen ganz wichtigen Muskel geht. Da muss man einen Muskel, den ich als Motor der Hüfte bezeichnen würde, zumindest nicht durchtrennen, aber spalten, um an das Gelenk heranzukommen. Und da kommt es dann sehr häufig zu einem veränderten Gehverhalten. Aber die Kunst des guten Operateurs ist eben wieder ein annähernd natürliches und normales Gehverhalten durch seine Operationstechnik zu erzielen. Nicht nur die Operationstechnik, dazu zählen auch andere Dinge, z.B. schaffe ich es das Bein in der Länge wieder auszugleichen, schaffe ich es bestimmte biomechanische, ganz wichtige Voraussetzungen in diesem krankhaft veränderten Gelenk wieder herzustellen. All das ist eben etwas, was den erfahrenen guten Operateur auszeichnet und der damit dann eben ein nicht normales aber annähernd normales Gehverhalten herstellen kann.
Übrigens ist es auch so, dass der Patient selbst dazu beitragen kann wieder ein annähernd natürliches Gehverhalten nach so einer Operation aufzuweisen, indem er z.B. schon vor der Operation gut trainiert, so gut wie möglich in eine Operation hineingeht, so dass sich möglichst nur über einen kurzen Zeitraum ein unnatürliches Gehverhalten einschleifen kann. Also bis zum Schluss seine Muskulatur immer in Schuss halten, zu versuchen normal zu gehen, das führt dazu, dass man auch nach der Operation wieder besser geht als andere. Und selbstverständlich ist der Patient, der dann nach der Operation auch aktiv an sich arbeitet, seine Muskeln trainiert, der wieder bestimmte Sportarten aufnimmt, wie Fahrrad fahren, wie Schwimmen, wie Nordic Walking, eher in der Lage natürlich zu gehen als andere, die das eben nicht tun.

Arthrose – Ist sie vererblich? (Prof.Dr. Thorsten Gehrke)

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Prof.Dr. Thorsten Gehrke

Eine sehr gute Frage: Ist Arthrose vererblich? Eine Frage, die bis heute keiner bis ins Detail wirklich beantworten kann. Wir wissen, dass die Erbanlagen bei der Entstehung der Arthrose offensichtlich eine riesige Rolle spielen. In welchem Ausmaß sie allerdings verantwortlich sind, wissen wir letztendlich nicht. Sind es 50 % oder 70 oder 80%.
Aber eins ist sicher, Erbanlagen spielen eine Rolle. Jeder kann sich mal vor Augen halten, ob seine Großmutter, seine Mutter vielleicht mal ein künstliches Gelenk bekommen hat, dann ist die Gefahr, dass man selbst irgendwann in seinem Leben mal so etwas braucht relativ groß. Viele Patienten berichten z.B. von einer Schulter,-Hüft,-oder
Kniegelenksarthrose, dass auch die Eltern schon Probleme hatten. Und insbesondere Patienten, die berichten, dass die Mutter Auftreibungen an den Gelenken der Finger hatten. Das nennen wir dann Poliarthrose. Das sind Patienten, die zu einer sehr starken Arthrose neigen, bei der offensichtlich diese Erbanlage „ Arthroseentstehung“ sehr ausgeprägt ist. Ein Großteil der Arthrosen, die eben von sich aus entstehen scheinen tatsächlich vererbt zu werden, d.h. es muss ein Signal geben, dass die Qualität des Knorpels einfach reduziert. Die Qualität des Knorpels ist nicht so hochwertig bei diesen Menschen und kann das Gelenk nicht so gut schützen.
Das ist offensichtlich so. Es spielen aber sicher andere Dinge noch eine Rolle, wie Ernährung, das Gewicht, Übergewicht, übermäßige Belastung, auch Hochleistungssport, aber diese Faktoren spielen, soweit ist man heute eigentlich offensichtlich, im Vergleich zu den Erbanlagen, eine untergeordnete Rolle.
Wie ein Übermaß an Belastung, also eine Überbelastung zu einer Schädigung führen kann, kann allerdings auch eine Unterbelastung zu einer Schädigung des Gelenkes, bzw. des Gelenkknorpels führen. Noch einmal der Gelenkknorpel ist die Schutzschicht unserer Gelenke, ohne den Gelenkknorpel läuft Gutdeutsch gar nichts. Nur der Gelenkknorpel ermöglicht uns ein schmerzfreies Bewegen der Knochen gegeneinander.
Nun ist der Knorpel von seiner Struktur her extrem interessant. Zum einen gibt es keine Nerven im Knorpel, daher kann man sagen, brauchen wir da auch nicht, aber interessanterweise hat der Knorpel auch keine Blutgefäße. Der ist nicht durchblutet. Nun fragen wir uns, alle anderen Gewebe im Körper sind durchblutet, weil die müssen ja irgendwie ernährt werden über das Blut müssen die Nährstoffe ja heran transportiert werden. Knorpel hat die nicht. Wie wird also der Knorpel ernährt? Der Knorpel wird aus der Gelenkflüssigkeit ernährt. Die Gelenkflüssigkeit dringt in den Knorpel ein, lässt sozusagen die Nährstoffe dort und verlässt den Knorpel wieder indem es die Abfallstoffe des Knorpels mitnimmt. Man muss sich diesen Prozess vorstellen wie einen Schwamm. Wenn wir ein Gelenk belasten, wird er Knorpel wie eine Schwamm ausgequetscht, der ist eben elastisch, der wird ausgedrückt und die Gelenkflüssigkeit wird herausgepresst, einschließlich der darin enthaltenen Abfallstoffe des Knorpels. In dem Moment wo wir das Gelenk dann wieder entlasten, dann kommt es wie bei einem Schwamm, den man eben loslässt, der sich wieder mit Wasser füllen kann, füllt sich auch der Knorpel auf mit Wasser und zieht sozusagen die Gelenkflüssigkeit in sich hinein, einschließlich der darin enthaltenen Nährstoffe.
Was bedeutet das für unsere Bewegung? Wir brauchen ein Mindestmaß an Bewegung, damit der Knorpel permanent be- und entlastet wird, um permanent seine Nähr- und Abfallstoffe über die Gelenkflüssigkeit austauschen zu können.
Deswegen sind natürlich so Sportarten, wie Fahrradfahren, wo es nicht zu einer Stauchbelastung, weil es zu einer regelmäßigen druckfreien Be- und Entlastung des Knorpels kommt, ideal.
Auch das Nordic-Walking ist geeignet, weil das eben über die Stöcker die Gelenke schöner entlastet, die den Druck nimmt von dem Gelenk, die Stauchbelastung nimmt, aber die Gelenke schön gegeneinander bewegt. Im Grunde kann man sagen, dass alle Bewegung, alle Sportarten, die die Gelenke gleichmäßig gegeneinander bewegen, zu einem gleichmäßigen wunderbaren Austausch zwischen Ernährung und Entschlackung führen und damit eine gesunden Knorpel erhalten. Bewegen wir uns wenig oder gar nicht mehr kommt dieser Austausch nicht zustande. Der Knorpel wird nicht wirklich entlastet von den Abfallstoffen und er wird auch nicht wirklich immer wieder und regelmäßig versorgt mit den Nährstoffen.
Wenn wir von Vererbbarkeit bei Arthrose sprechen, meinen wir in aller Regel die sog. primäre Arthrose also eine Arthrose ohne erkennbare äußere Ursachen. Es gibt die sog. sekundäre Arthrose, das sind Arthrosen, die in Gelenken entstehen, die vorgeschädigt sind. Diese Vorschädigung kann völlig unterschiedlich sein……

Ist eine Hüftgelenks OP auch bei Osteoporose möglich? (Prof.Dr. Thorsten Gehrke)

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Prof.Dr. Thorsten Gehrke:

Ist eine Hüftgelenks-OP auch bei Osteoporose möglich?

Grundsätzlich muss man sagen, dass die Implantation einer Hüftgelenksprothese beinahe zu allen Ausprägungsgraden der Osteoporose möglich und auch sinnvoll ist. Selbst bei schwerwiegenden Osteoporosen, wo aufgrund eines Weichwerdens, das ist ja im Grunde die Folge dieser Ostoeporose, der Knochen bricht. Eine der häufigsten Frakturen des alten Menschen ist die sog. Schenkelhalsfraktur, der Bruch des Halses zwischen dem Oberschenkelkopf und dem Oberschenkelknochen, weil der Knochen weich geworden ist, kann er den Belastungen nicht mehr standhalten. In diesem Falle setzen wir ein künstliches Hüftgelenk ein. Die Frage, die sich immer wieder stellt, welche Art von künstlichen Hüftgelenk setzen wir ein bei fortgeschrittener Osteoporose. Man muss übrigens unterscheiden zwischen der normalen Osteoporose, also der Dichtigkeitsreduktion des Knochens im Alter, das bezeichnen wir auch nicht als Osteoporose sondern als Osteopenie, was übersetzt heißt „ der Knochen wird weniger“. Osteoporose ist eher ein krankhafter Zustand. Neben dem natürlichen altersentsprechendem Verlauf gibt es eben auch den krankhaften Verlauf aufgrund von Vitaminmangel zum Beispiel.
Diese Form der Versorgung ist dabei ganz entscheident. Wir sind der Meinung, dass wenn wir einen sehr weichen, sehr brüchigen Knochen haben, aufgrund der Osteoporose, dass man dann die Prothese einzementieren sollte. Es gibt grundsätzlich zwei Verankerungsprinzipien bei den Hüftprothesen. Der Stil der Prothese kann in den Knochen eingeklebt werden, mit einem sog. Knochenzement. Dieser Knochenzement, der verbindet sich mit dem Knochen und hält die Prothese fest. Die Alternative dazu wäre die sog.
„ zementfreie Verankerung“. D.h. wir schlagen einen Titanschaft in den Knochen hinein, man hat diesen Knochen vorher entsprechend vorbereitet, indem man ihn aufgeraspelt hat mit der gleichen Form, die die Prothese vorher hatte. Wir schlagen die Prothese in den Knochen ein, die Prothese verkeilt sich im Knochen und wird dann vom Knochen zunächst einmal festgehalten, wie ein Holzkeil, den man in ein anderes Holzstück einschlägt.
Dann aber kommt es dazu, dass der Knochen an die Prothese heranwächst und sozusagen in die Oberfläche der Prothese hineinwächst. In der Regel haben diese zementfreien Prothesen eine etwas rauere Oberfläche und in diese Rauigkeiten kann dann der Knochen wachsen und die Prothese festhalten. Einem osteoporotischen, also einem krankhaft veränderten Knochen traut man das nicht mehr zu, der schafft das nicht mehr. Deswegen setzen wir da die zementierten Modelle ein und bei jüngeren Patienten, mit einem gesunden Knochen, die Unzementierten.
Das ist eigentlich das Vorgehen bei Osteoporose. Noch einmal: Osteoporose ist kein Hinderungsgrund für den Einbau eines künstlichen Gelenkes.

Osteoporose – Kann man ihr entgegenwirken? (Prof.Dr. Thorsten Gehrke)

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Prof.Dr. Thorsten Gehrke

Die Osteoporose bezeichnet einen eher krankhaften Zustand, wo es aufgrund von Hormonverschiebung oder anderen Veränderungen im Körper, wo auch innere Organe eine Rolle spielen, die Nieren z.B. zu einem wirklichen Schwund, einem relevanten Schwund von Knochensubstanz kommt und damit der Knochen nicht mehr widerstandsfähig und brüchig wird. Der Verschlimmerung dieses Prozesses kann man entgegenwirken, man kann ihn nicht umdrehen jedoch verlangsamen und in Extremfällen sogar aufhalten, indem man sich bewegt. Auch Knochen braucht Bewegung. Knochen braucht aus zwei Gründen Bewegung. Einmal wird er besser durchblutet, wenn wir uns bewegen, wie alle unsere Organe besser durchblutet werden und zum anderen braucht Knochen auch Belastung. Knochen braucht Belastung, um stabil zu bleiben, um fest zu bleiben. Früher war man früh funktioneller in der Behandlung, aber früher hat man nach auch bei bestimmten Operationen den Patienten ruhig gestellt, im Gipsbett oder einen Beingips für Monate angelegt. Wenn Sie dieses Bein aus dem Gips geholt haben nach 4-6 Monaten, dann war das komplett osteoporotisch, weil es immobilisiert war, wie wir hier sagen, weil es völlig unbeweglich war und weder durchblutet wurde, zumindest der Knochen und der Knochen auch nicht belastet wurde. Und das Gleiche haben wir auch in unserem normalen Leben.
Wenn wir uns vernünftig belasten, wenn wir uns bewegen, wenn wir vernünftig Sport treiben, dann erhalten wir unseren Knochen fest und stabil. Wenn wir das nicht tun, beschleunigen wir möglicherweise den Prozess der Osteoporose, was wir aber sicher tun, wir beschleunigen den Prozess, den altersgemäßen Abbau des Knochens.
Also auch im Alter lohnt es sich aktiv und beweglich zu bleiben, um die Festigkeit des Knochens zu erhalten.

Kann man im Vorfeld einer Hüftoperation etwas tun, um den Heilungsprozess zu verbessern?

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Prof.Dr. Thorsten Gehrke:

Kann ich im Vorfeld einer Hüftoperation etwas tun, um den Heilungsprozess zu verbessern?

Der Patient kann maßgeblich zu einem guten Verlauf nach der Operation beitragen. Er kann maßgeblich dazu beitragen, dass die Heilungsvorgänge nicht nur der Haut sondern der Muskulatur, der Gelenkkapsel des Knochens zügig und gut vonstatten gehen, indem er sich gut auf die Operation vorbereitet.
Was ist die ideale Vorbereitung auf so eine Operation? Im Grunde nichts anderes als aktiv zu bleiben so lange man kann. Möglichst bis an die Operation. Sich nicht fallen lassen, sich nicht seinem Schmerz hingeben, man ist natürlich eingeschrenkt, durch die Schmerzen und die Unbeweglichkeit aufgrund einer Arthrose. Aber all das, was noch geht sollte der Patient in jedem Falle tun.
Das Gleiche gilt natürlich auch dann für den Verlauf nach der Operation, auch hier sollte er möglichst schnell wieder in seinen Alltag zurückkehren. Eine Arthrose ist keine Krankheit im eigentlichen Sinne, das wird häufig missverstanden. Es ist keine Krankheit wie eine Lungenentzündung oder eine Nieren-oder Leberschädigung. Es ist lediglich ein verschlissenes Gelenk, in der Regel bei einem sonst komplett gesunden Patienten. Das muss man dem Patienten immer wieder klar machen.
Und ganz genauso verhält es sich auch mit der Osteoporose. Je besser und stabiler unser Knochen ist, mit dem wir in die Operation hineingehen, desto besser kommen wir auch wieder heraus. Und damit ist der Patient, der mit einem guten Knochen hineingeht auch wesentlich besser dran, weil einmal die Prothese sich besser verankern lässt, in diesen stabilen Knochen und er aber auch diesen Knochen viel eher und intensiver wieder belasten kann.
Mein ganz persönlicher Tipp ist tatsächlich für jeden Patienten, der sich einer derartigen Operation unterziehen muss:
Belasten Sie sich bis an den Tag der Operation. Seien Sie aktiv solange Ihnen das möglich ist und solange Ihre Schmerzen und Ihre Beweglichkeit das zulässt.

Künstliche Hüftgelenke: Sollte man beide Seiten gleichzeitig operieren?

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Prof.Dr. Thorsten Gehrke

Künstliche Hüftgelenke: Sollte man beide Seiten gleichzeitig operieren?

Die Frage, ob man beide Seiten gleichzeitig operieren soll ist schwierig zu beantworten. Und die kann ich nur aus meiner sehr subjektiven Sicht beantworten. Hier in Deutschland ist es eher sehr ungewöhnlich, dass man beide Hüftgelenke gleichzeitig operiert. Das macht man, weil es doch sehr belastend ist, weil es zu mehr Blutverlust führt und damit die Infektionsgefahr größer ist, weil es den Patienten auch belastet. Er muss sich nach der Operation nicht nur um eine, sondern um beide Seiten kümmern. All das sind Dinge, die dazu führen, dass die gleichzeitige Operation von zwei künstlichen Hüften in Deutschland eher eine Rarität ist. Möglich ist es natürlich insbesondere bei jungen, sehr aktiven Patienten und wird auch zum Teil mit Erfolg gemacht.
Ich persönlich bin eher ein Gegner davon aus den vorgenannten Gründen. Was aber nicht heißt, dass es in manchen Ländern nicht sogar die Regel sein kann. Insbesondere in Ländern, deren Gesundheitssystem unterentwickelt sind und auch deren Ökonomie einhergehen, nicht wirklich ausgereift und gut entwickelt ist, führen häufig diese gleichzeitigen Hüftoperationen oder auch Kniegelenksoperationen durch. Warum?
Weil der Patient, der in diesen Ländern seine Operation in der Regel selbst bezahlen muss. Versicherungen kennt man in Indien oder China oder Südamerika kaum. Da sagt sich der Patient: „ Mensch, ich habe zwei kaputte Gelenke, dann mach die bitte in einem Abwasch, dann spar ich den zweiten Krankenhausaufenthalt. Ich muss nur für einen Krankenhausaufenthalt bezahlen. Ich muss letztendlich den Operateur nur für eine große OP bezahlen, statt für zwei.“ Das hat also vorwiegend wirtschaftliche Gründe, dass in diesen Ländern gleichzeitig doppelseitig operiert wird. Bei uns ist das eher eine Seltenheit.

Künstliches Hüftgelenk: Wie verhält es sich bei einer Chrom Nickel Allergie?

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Prof.Dr. Thorsten Gehrke:

Künstliches Hüftgelenk: Wie verhält es sich bei einer Chrom-Nickel-Allergie?

Eins der schwierigsten Themen, muss man klar sagen, und auch umstrittensten Themen, ist das Allergiethema im Zusammenhang mit künstlichen Gelenken. Künstliche Gelenke bestehen zumindest wenn sie einzementiert werden, in den Knochen eingeklebt werden, an der Hüfte in der Regel aus einer Edelstahllegierung, die eben auch Chrom, Kobald und auch in einem ganz ganz kleinen Teil Nickel enthält.
Knieprothesen bestehen zu einem Großteil aus eben dieser Edelstahllegierung einschließlich diesem minimalen Nickelanteil. Nun ist es leider so, dass 20% der Bevölkerung etwas eine Nickelüberempfindlichkeit oder Allergie haben. Und darauf muss man irgendwie reagieren. Meinen wir zumindest, der Rest der Welt übrigends meint es nicht. Die Allergiefrage bei den Prothesen ist eigentlich eine fast urdeutsche Frage. In den USA beispielsweise spricht niemand über dieses Thema. Und wir wissen bis heute nicht, ob es das wirklich gibt in dieser Form, wie es andere Allergien gibt. Es ist offensichtlich so extrem selten, dass es in anderen Ländern vernachlässigt wird. Die Deutschen sind da etwas gründlicher. Es gibt Einzelfälle, die beschrieben sind. Aber hierbei handelt es sich wirklich um Einzelfälle. Sie müssen sich vorstellen, wir setzen im Jahr schätzungsweise 250000 nickelhaltige Implantate ein und Allergien treten, nachgewiesene Allergien pro Jahr, in vielleicht 4-5 Fällen auf. Also ein Thema was theoretisch zu vernachlässigen ist. Die Bedrouillle, in der wir uns befinden, wir wissen eben nicht, ob der Patient, den wir jetzt
gerade operieren, der eine Nickelallergie angibt, vielleicht nicht doch gerade einer von denen ist, die darauf reagieren und somit auf das Implantat. Weshalb wir in diesen Fällen immer zu Titan greifen. Es gibt die Möglichkeit auch Knieprothesen, wenn Sie so wollen zu titanisieren, mit einer Titanschicht zu überziehen. Gegen Titan gibt es quasi keine Allergien. Und ein Großteil der zementfreien Hüftprothesen, bestehen auch aus Titan, dann würde man eben die, statt Edelstahllegierung einsetzen.
Es gibt diese Problematik, um das noch einmal ganz deutlich zu sagen und man muss sie sicher auch ernst nehmen. Die Diskussion um diese Allergie ist in Deutschland aus meiner Sicht jedoch eindeutig überzogen.
Die Fragen, die sich immer, wenn ein Patient über eine Nickelallergie oder Modeschmuckallergie klagt , ist es wirklich eine echte Allergie, oder ist es nur eine Überempfindlichkeit. Viele Menschen reagieren auf entsprechenden Modeschmuck, auf Armbandverschlüsse, was aber nicht unbedingt eine echte allergische Reaktion darstellt. Es gibt Tests und das empfehlen wir auch immer. Ich empfehle dem Patienten, der unsicher ist, sich einem Test zu unterziehen. Jeder von uns kennt diesen typischen Hauttest, diesen Pricktest, wo auf die Haut vom Hautarzt bestimmte Stoffe gegeben werden und dann wird geschaut, reagiert er an dieser kleinen Stelle auf diesen Stoff oder nicht. Das ist eigentlich der Test, den man dann empfehlen sollte. Es gibt noch andere, tiefergehende bis in den Blutbereich, bis in die sog. Lymphozyten, die im wesentlichem am allergischen Prozess beteiligt sind. Bis heute ist man jedoch uneinig, wie aussagefähig diese Tests tatsächlich sind.
Es gibt auch noch weitere Tests, die eigentlich eher der Vergangenheit angehören. Man hat früher sog. Prüfkörper/Metallstücke bei superallergischen Patienten unter die Haut implantiert, die aus dem gleichen Metall bestanden, wie die Prothese. Und man hat geprüft, ob der Patient auch unter der Haut auf diese Stoffe reagiert. Aber auch das ist ein relativ ungenauer Test und wird heute kaum noch durchgeführt.
Also wenn man unsicher ist, was das Ganz angeht, dann sollte man zum Hautarzt gehen, diesen typischen Kontakthauttest machen und dann ist man schon sehr viel schlauer.

Hüftprothese: Ab wann ist sie sinnvoll? (arztwissen.tv / Knie & Hüfte)

Hüftprothese: Ab wann ist sie sinnvoll?

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Dr. med. Martin Rinio:
Eine Hüftprothese beziehungsweise eine Hüftendoprothese – und das Wort Endo bezeichnet, dass diese Prothese in den Körper integriert/implantiert wird – ist immer dann sinnvoll, wenn alle konservativen Maßnahmen ausgeschöpft worden sind. Bestehen danach immer noch Schmerzen, die Sie in Ihrer Lebensqualität einschränken, dann ist es sinnvoll diese Operation durchzuführen, denn sie führt zu einer deutlichen Schmerzreduktion und Schmerzfreiheit und schenkt Ihnen damit wieder mehr Bewegungsfreiheit und Lebensfreude. Da es sich nicht um eine lebensnotwendige Operation handelt und auch um kein lebensbedrohliches Krankheitsbild, liegt meines Erachtens die Entscheidung, wann der richtige Zeitpunkt für die Endoprothese gekommen ist, beim Patienten. Das heißt Sie dürfen sich entscheiden, ob Sie mit dem aktuellen Zustand noch zurechtkommen (ob Sie mit den konservativen Behandlungsmöglichkeiten wie beispielsweise Schmerzmitteln zurechtkommen) oder ob Sie sich für die Prothese entscheiden, die Ihnen durchaus mehr Lebensqualität bieten kann, da sie Sie dauerhaft schmerzfrei macht.

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Wie bei jeder Operation sind hier natürlich auch die Komplikationen zu bedenken, so dass es immer eine Einzelfallentscheidung gemeinsam mit dem Patienten darstellt, ob eine Endoprothese implantiert wird oder nicht. Insgesamt bleibt jedoch festzustellen, dass in Deutschland allein pro Jahr mehrere hunderttausend Hüftendoprothesen implantiert werden und es eine der erfolgreichsten Operationen der orthopädischen Chirurgie darstellt.

Arthrose – Was steckt dahinter?

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Arthrose – Was steckt dahinter?

Dr. med. Martin Rinio:

Die Arthrose lässt sich ganz einfach als Verschleißerkrankung eines Gelenks umschreiben. Sie dürfen sich vorstellen, dass das Gelenk an der Oberfläche mit einem Knorpel ausgekleidet ist. Dieser Knorpel ermöglicht uns eine sehr schöne Beweglichkeit im Gelenk und dieser geht bei der Arthrose mit der Zeit verloren. Er bricht an seiner Oberfläche auf und wird mit der Zeit dünner bis irgendwann der Knochen freiliegt. Zu diesem Zeitpunkt ist die Gelenkschmiere verloren gegangen und der Knochen reibt aufeinander, was dann Schmerzen verursachen kann. Dieser Abrieb, der dann im Gelenk entsteht, kann zur Entzündung der Gelenkinnenhaut führen, was letztendlich zur Entstehung von Schmerz oder auch Dauerschmerz führt.

Ein typisches Zeichen ist der morgendliche Einlaufschmerz, das heißt. nach längeren Ruhephasen sind die ersten Bewegungsabläufe im Gelenk schmerzhaft und wenn das Gelenk wieder über Schmiere verfügt, verringert sich dieser Schmerz.

Die Ursachen der Arthrose-Entstehung sind sehr vielfältig. Wir gehen heute von einer angeborenen Prädisposition aus, das heißt es gibt anscheinend eine Veranlagung, weshalb bei dem Einen Arthrose entsteht bei dem Anderen nicht. Das hängt mit der Gewebequalität zusammen, wenn wir das so umgangssprachlich ausdrücken wollen. Zum anderen spielt die Belastung eine Rolle, das heißt bei extremen Fehlstellungen am Knie, wie zum Beispiel dem X- oder O-Bein, kommt es zur Belastung des einen Gelenkanteils und zur Entlastung eines anderen Gelenkanteils, so dass in dem belasteten Teil durch die mechanische Beanspruchung ein größerer Abrieb und Verschleiß entstehen kann.

Eine weitere Ursache für die Entstehung einer Arthrose kann ein Unfall sein. Wenn der Knorpel einen Schlag abbekommen hat, kann an dieser Stelle ein defekt im Knorpel entstehen, der sich dann letztendlich ausbreitet, größer wird und das ganze Gelenk erfassen kann.

Noch eine Ursache von Arthrose-Entstehung kennen wir am Hüftgelenk mit dem Phänomen des Impingements. Was ist ein Impingement? Es bezeichnet ein Anschlagsphänomen. Welche beiden Flächen kommen hierbei in Kontakt?

Auf der einen Seite haben wir die Pfanne, die im Becken integriert ist und auf der anderen Seite haben wir das Ende des Oberschenkelknochens, welches eine Kugel bildet. Wenn diese Kugel nicht kreisrund ist, sondern etwas oval geformt, passt sie nicht ganz in die Hüftpfanne hinein und es kommt insbesondere bei der Beugung zu einem Kontakt der ovalen Fläche des Hüftkopfes und dem kreisrund geformten Rand der Hüftpfanne, so dass es an dieser Kontaktfläche zu einem Knorpelschaden kommen kann, der dann in das Gelenk hinein wandern kann und letztendlich zur Arthrose des Hüftgelenks führt.

Betroffen sind häufig junge sportlich aktive Menschen, die diese Schmerzen bei Ausübung ihres Sports verspüren, wie zum Beispiel bei Laufsportarten oder Hürdenlaufen, wo bei starker Beugung im Hüftgelenk dieses Kontaktphänomen entstehen kann.

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Impingement an der Hüfte – Was kann man da tun?

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Impingement an der Hüfte – Was kann man da tun?

Dr. med. Martin Rinio:

Zunächst einmal ist es wichtig, welche Art von Impingement an der Hüfte festgestellt worden ist. Wir unterscheiden da zwei Arten. Im Prinzip beruhen beide auf einem Missverhältnis zwischen der Hüftpfanne und dem Hüftkopf. Bei der einen Form des Impingements liegt die Ursache auf Seiten der Hüftpfanne, bei der anderen auf Seiten des Hüftkopfes. Sie dürfen sich das wie folgt vorstellen: Zum einen bietet die Hüftpfanne zu viel Überdachung und es kommt deshalb frühzeitig beim Beugen der Hüfte zum Anschlag. Im anderen Fall ist der Hüftkopf nicht ganz rund, sondern am Übergang zum Schenkelhals oval geformt, und somit kann diese Stelle vermehrt mit dem Pfannenrand in Kontakt kommen.

Sämtliche Behandlungsmöglichkeiten beim Hüftgelenks-Impingement zielen darauf ab das Gelenk zu erhalten, das heißt wir wollen das Entstehen einer Arthrose verhindern. Wie können wir das bewerkstelligen? Wenn die Ursache auf Seiten des Pfannenrands liegt, kann dieser zurückgefräst werden, so dass dadurch wieder mehr Platz für den Hüftkopf und den Schenkelhals entsteht. Liegt die Ursache eher auf Seiten des Hüftkopfes und Schenkelhalses, kann dieser neu konturiert werden, in dem wir hier den überschüssigen Knochen entfernen. Es gibt zwei Möglichkeiten dies zu bewerkstelligen: eine offene Operation oder auch mit einer Gelenkspiegelung, einer so genannten Arthroskopie.

Eine Gelenkspiegelung bedeutet, dass wir über ganz kleine Zugänge mit feinen Instrumenten und einer Optik in das entsprechende Gelenk hineinschauen, die Behandlung durchführen können und am Ende bleiben nur ganz kleine Narben zurück.

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